Gutartige (benigne) Lebertumore
 
 
Die gutartigen Lebertumore sind meist symptomlos und fallen erst als Zufallsbefund im Ultraschall bei einer Routineuntersuchung auf. Darunter befinden sich folgende Erkrankungen:
 
Leberzysten
Sie werden oft zufällig bei beschwerdefreien Patienten gefunden und haben in der Regel keinen Krankheitswert. Nur bei entsprechender Schmerzproblematik, bei sehr großen Zysten oder bei so genannten Zystenlebern, die durch multiple Zysten ein zum Teil dramatisch gesteigertes Lebervolumen aufweisen, liegt bei sterilem Zysteninhalt eine Indikation zur Operation vor. Die beschwerdenverursachenden Zysten werden durch die "Schlüssellochchirurgie" (laparoskopisch) eröffnet und entlastet. Patienten benötigen hierzu nur einen kurzen Aufenthalt im Krankenhaus.
 
Hämangiome
Unter einem Hämangiom versteht man eine Blutgefäß-Geschwulst, die durch Wucherung entstanden ist. Hämangiome gehören zu den häufigsten gutartigen Lebertumoren. Sie stellen in der Regel nur bei größenbedingten Beschwerden ähnlich wie bei Leberzysten eine OP-Indikation dar. Hämangiome können eine erhebliche Größe annehmen - nach einzelnen Literaturangaben sogar bis zu 18 kg - und treten mehrheitlich (> 90%) als Solitärtumore auf. Eine Entartung wurde bislang in keinem Fall beschrieben. Aufgrund der guten Qualität bildgebender Verfahren sind chirurgische Eingriffe zum Ausschluss von bösartigen Raumforderungen nur noch in äußerst seltenen Fällen notwendig.
 
Leberzelladenome
Leberzelladenome kommen vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter vor und sind auf die Einnahme von östrogenhaltigen Verhütungsmitteln zurückzuführen. Sie können selten entarten und ohne Vorwarnung plötzlich bluten. Es besteht die Gefahr eines spontanen Einreißens und einer Blutung. Ein Leberzelladenom sollte wegen des Risikos der Entartung stets operativ entfernt werden. Etwa ein Drittel der Patienten leidet an multiplen Adenomen mit zumeist zwei bis drei Knoten. In einigen Fällen kann die Knotenzahl mehr als 10 betragen. Es handelt sich um ein Krankheitsbild, das als Leberadenomatose bezeichnet wird.
 
Fokal Noduläre Hyperplasien (FNH)
Sie sind gutartige Veränderungen, die aus funktionierendem Lebergewebe bestehen, allerdings durch ihre Größe Beschwerden verursachen können. In der Regel handelt es sich jedoch um kleine Läsionen (Verletzungen oder Störungen der Funktion eines Organs, Körperglieds) von unter 3 cm Durchmesser, die zu mehr als 80 % der Fälle einzeln auftreten und weder Einreiß- noch Entartungsgefahr in sich tragen. Die Unterscheidung von anderen Tumoren macht nicht selten diagnostische Schwierigkeiten. Abzugrenzen sind sie vor allem von Adenomen und dem hepatozellulären Karzinom. Kann die Diagnose eindeutig gestellt werden, so sind Kontrolluntersuchungen in regelmäßigem Intervall ausreichend. Eine operative Entfernung kann in seltenen Fällen bei Beschwerden im Oberbauch notwendig werden.
 
Gutartige (benigne) Lebertumore mit Krankheitssymptomen
Im weiteren Sinn kann man die beiden folgenden Entitäten zu den gutartigen Tumoren zählen. Im Gegensatz zu den oben aufgeführten Erkrankungen machen sich diese jedoch häufig durch Krankheitssymptome wie Fieber, Müdigkeit und Schmerzen im Oberbauch bemerkbar.
 
Leberabszesse
Sie werden in der Regel durch Bakterien (90%) oder durch Parasiten (10%) verursacht. Die Behandlung erfolgt zunächst meist antibiotisch und interventionell, das heißt neben der Verabreichung von Antibiotika wird in lokaler Betäubung ein feiner Schlauch unter Ultraschallkontrolle durch die Haut in den Abszess gelegt, damit dieser aus der Leber ablaufen kann. Falls erforderlich kann nach Abklingen der Entzündung und Rückbildung der Beschwerden in einem zweiten Schritt die chirurgische Sanierung des Herdes durchgeführt werden.
 
Echinococcuszysten
Der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus cysticus) befällt in über 60% der Fälle die Leber und führt zu abgekapselten, mit so genannten Hydatiden gefüllten Zysten. Diese Zysten können durch einen chronischen Entzündungsreiz und durch Vernarbung zum Teil verkalken. Das Krankheitsbild der Echinococcose tritt vermehrt bei Patienten mit häufigen Auslandsaufenthalten auf und nimmt insbesondere durch die Zuwanderung wieder zu. Falls eine spezifische medikamentöse Therapie nicht zur Heilung führt, so muss die Zyste operativ entfernt werden.
 
Seltener findet man den Befall der Leber durch den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis alveolaris). In diesen Fall wächst der Bandwurm ohne scharfe Begrenzung ins Lebergewebe, so dass häufig ein ganzer Teil der Leber entfernt werden muss.
 
 
Chirurgische Therapie
 
Es gibt verschiedenste Operationsverfahren, die je nach Grunderkrankung und Befundausdehnung eingesetzt werden. Zur Auswahl stehen die Resektionen, endoskopische, minimalinvasive Operationsverfahren und Drainageoperationen.
 
Resektionen
Unter Resektionen versteht man die operative Entfernung von Lebergewebe. Hier werden anatomische und nicht-anatomische Resektionen unterschieden. Eine anatomische Resektion bedeutet die Entfernung eines oder mehrer Lebersegmente. Hält man sich nicht an die anatomischen Grenzen, z.B. zur Gewinnung einer Leberprobe oder im Rahmen einer Tumorentfernung, spricht man von einer nicht-anatomischen Resektion.
 
Hemihepatektomie
Hier unter scheidet man eine Rechts- oder Linkshemihepatektomie. Das bedeutet, dass jeweils eine Leberhälfte entfernt wird, bei der rechtsseitigen Hemihepatektomie werden die Segmente V-VIII und bei der linksseitigen die Segmente I-IV entfernt. Beide Verfahren können auch noch um Segmente erweitert werden, dann spricht man von einer erweiterten Hemihepatektomie.
 
Endoskopische, minimal-invasive Operationen
Minimal-invasiv bedeutet, dass nur kleinste Hautschnitte erforderlich sind, um die Operation durchführen zu können. Hierdurch ist die Belastung durch die Operation äußerst gering und der Krankenhausaufenthalt entsprechend kurz. Diese Verfahren kommen z. B. bei Lebercystenoperationen und Probeentnahmen zur Diagnosesicherung zum Einsatz.
 
Drainageoperationen
Sie werden zur Entlastung und Behandlung von Leberabszessen durchgeführt, wenn die interventionellen Verfahren (Punktion unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle) nicht in Frage kommen.
 
Neben der Operation kommen folgende alternative Verfahren zur Anwendung:
 
Perkutane Alkoholinstillation (= PAI)
Dies ist eine Therapie, bei der das Karzinom mit einer Nadel punktiert und Alkohol in das Tumorgewebe gespritzt wird. Die Äthanolinjektionen in kleine hepatozelluläre Karzinome erreichen derzeit die besten Ergebnisse unter den konservativen Therapieverfahren. Eine hohe Anzahl von Behandlungen mit der Gefahr einer Tumoraussaat entlang des Injektionskanals sowie das Auftreten von Rezidiven im übrigen Lebergewebe und in Karzinomen mit intratumoralen Septen, die die Äthanoldiffusion einschränken, zeigen allerdings die Grenzen dieses Verfahrens auf. Bei fortgeschrittenem Tumorstadium ist diese Option wegen technischer Probleme und unbefriedigender Überlebenszeiten ohne Bedeutung.
 
Transarterielle Chemoembolisation (= TACE)
Bei der transarteriellen Chemoembolisation wird vom Radiologen die Arterie mit einem Katheter aufgesucht, die den Tumor versorgt. Anschließend wird über diesen Katheter ein Medikament gespritzt, welches den Tumor zum Zerfall bringen soll. Die transarterielle Chemoembolisation kleiner hepatozellulärer Karzinome, d.h. die selektive intratumorale Gefäßokklusion vorwiegend mit öligen Substanzen oder Gelatine (Lipiodol, Gelfoam) und eine lokale Anreicherung von Zytostatika (Cisplatin, Anthrazykline), wird bei ausgewählten Patienten, für die Resektion oder Transplantation keine Option darstellen, durchgeführt. In der Therapie nicht operabler hepatozellulärer Karzinome hat die TACE die weiteste Verbreitung gefunden.
 

Radiofrequenzablation (= RFA)

Die Radiofrequenzablation (= RFA) ist ein modernes Verfahren, welches den Tumor mit einer angepassten Bestrahlung im Wachstum hemmen und gleichzeitig zum Absterben bringen soll. Alle diese Alternativen haben einen bestimmten Stellenwert in der Therapie des Karzinoms, der sich vor allem nach dem Stadium des Tumors richtet. Diese Verfahren werden in einzelnen Fällen angewendet, um einen Tumor von einem inoperablen in ein operables Stadium zu überführen. Trotz vielversprechender Ergebnisse, stellt die Operation derzeit die einzige potenziell kurative Therapieoption dar.