Gallenblase / Gallenwege
 
 
Funktion
Die Galle wird in der Leber gebildet und dient der Verdauung von fetthaltigen Nahrungsbestandteilen. Der Mensch produziert täglich 250 bis 1000 ml Galle. Die wichtigsten Bestandteile der Galle sind: Wasser, Gallensalze, Cholesterin, Phospholipide.
 
Während der Nüchternphase wird die Galle in der Gallenblase gespeichert. Bei der Nahrungsaufnahme zieht sich die Gallenblase mehrmals zusammen. Die Gallenflüssigkeit gelangt somit über den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm. Die Gallensäuren werden später im Dünndarm zu 80 bis 90% rückresorbiert und gelangen über den Blutkreislauf (Pfortadersystem) wieder in die Leber. Dort stehen sie einer erneuten Ausscheidung in die Galle zur Verfügung (enterohepatischer Kreislauf).
 
Die Gallensäuren besitzen eine Reihe wichtiger Stoffwechselfunktionen:
Fettverdauung
Transport von wasserunlöslichen Substanzen (z.B.: Cholesterin, fettlösliche Vitamine A, D, E, K)
Regulation des Cholesterinstoffwechsels
Stimulation der Darmbewegungen
Aktivierung der Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit (Lipase) im Darm
Steigerung der Natrium- und Wassersekretion aus dem Dickdarm
 
Die Gallenfüßigkeit dient zudem dem Transport einer Vielzahl körpereigener und körperfremder Substanzen. So werden die Gallenfarbstoffe wie z.B. Bilirubin, das Abbauprodukt der roten Blutkörperchen, mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Mit der Galle werden auch viele Medikamente aus dem Organismus entfernt.

Die Galle wird von den Leberzellen gebildet, sammelt sich zwischen den mikroskopisch kleinen Leberläppchen in kleineren Gallengängen, die wiederum zu größeren Gängen zusammenfließen. Außerhalb der Leber vereinigen sich die zwei großen, abführenden Lebergallengänge vom rechten und linken Leberlappen zum Hauptlebergallengang. Von hier gelangt die Galle über den Gallenblasengang (Ductus cysticus) in die Gallenblase und in den gemeinsamen Hauptgallengang (Ductus hepatocholedochus). Der Hauptgallengang vereinigt sich mit dem Bauchspeicheldrüsengang und mündet gemeinsam in den Zwölffingerdarm. An der Mündungsstelle befindet sich ein Schließmuskel, der den Fluss der Verdauungssäfte (Gallenflüssigkeit, Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit) in den Zwölffingerdarm regelt.

 
Lage
Die Gallenblase hat die Form einer Birne, ist etwa 8 cm lang und 3 cm breit und liegt größtenteils unter dem rechten Leberlappen. Sie ist ein Reservoir für die täglich in der Leber gebildete Gallenflüssigkeit.
 
Erkrankungen der Gallenblase und der Gallenwege
Im folgenden finden Sie die Ursache, Diagnose, Symptome, Indikation und operative Therapie folgender Erkrankungen der Gallenblase und der Gallenwege:  
Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
Gallensteinleiden (Cholezystolithiasis)
Gallengangssteine (Choledocholithiasis)
 
Ursache, Symptome, Diagnose
Das Gallensteinleiden ist eines der häufigsten Erkrankungen, welches den Patienten zum Chirurgen führt. Das Krankheitsbild äußert sich durch kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch nach der Nahrungsaufnahme, wenn der Stein versucht über den Gallengang in den Dünndarm abzugehen. Durch immer wiederkehrende Koliken kommt es zu einer chronischen Reizung der Gallenblasenwand, die entsprechende chronisch-entzündliche Veränderungen aufweist.
Kommt es zu einer akuten Entzündung der Gallenblase, so tritt Fieber und ein Dauerschmerz im rechten Oberbauch auf.
Rutscht ein Stein in den großen ableitenden Gallengang (Ductus hepatocholedochus) und verklemmt sich hier, spricht man von einer Choledocholithiasis. Meist tritt eine Gelbsucht (Ikterus) und Schmerzen auf. Durch die gemeinsame Mündung mit dem Bauchspeichel-drüsengang besteht hierbei die Gefahr einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
 
Indikation
Das Vorhandensein von Gallenblasensteinen ohne Symptome stellt in der Regel noch keine Operationsindikation dar. Die Operationsindikation wird bei Auftreten von Koliken gestellt, welche die Lebensqualität des Patienten einschränkt (elektive OP-Indikation als geplanter Wahleingriff). Hierfür spricht auch die Tatsache, dass die Steinerkrankung Bauchspeicheldrüsenentzündungen und möglicherweise Tumorerkrankungen der Gallenblase Vorschub leisten kann.
Bei einer akuten Entzündung der Gallenblase handelt es sich um einen Notfall. Kann die Entzündung nicht mit Antibiotika behandelt werden, oder ist es zu einer Eiteransammlung in der Gallenblase gekommen, muß die Gallenblase sofort entfernt werden.
Die Choledocholithiasis, also die Steine in den Gallenwegen, wird in der Regel durch einen Gastroenterologen endoskopisch behandelt. Dieser entfernt die Steine aus den Gallenwegen mittels Endoskop (ERCP). Erst wenn dies nicht möglich ist, z.B. bei sehr großen oder verklemmten Steinen, ist die chirurgische Therapie mit Gallengangsrevision bzw. biliodigestiver Anastomose gegeben.
 
Chirurgische Therapie
 
Cholecystektomie (Entfernung der Gallenblase)
Die Entfernung der Gallenblase ist heutzutage ein chirurgischer Routineeingriff und wird meist laparoskopisch (Schlüssellochchirurgie) durchgeführt. Hierbei werden im Bereich der Bauchwand vier kleine Schnitte von jeweils maximal 2 cm Länge durchgeführt. Durch diese Schnitte werden die Arbeitsinstrumente in die Bauchhöhle gebracht, mit denen die Gallenblase entfernt wird. So kann in den meisten Fällen die Gallenblase entfernt werden. Dies ist selten auch bei der akuten Cholecystitis möglich. Ist das laparoskopische Verfahren nicht durchführbar, wird die Gallenblase konventionell oder „offen“ entfernt. In diesem Fall wird ein ca. 15 bis 20 cm langer Schnitt im rechten Oberbauch durchgeführt und die Gallenblase entfernt. Bei beiden Techniken wird weder der normale Gallefluss aus der Leber in den Darm noch die hiervon abhängige Verdauung einzelner Nahrungsbestandteile behindert. Entsprechend muss nach der Operation keine spezielle Diät eingehalten werden.
 
Gallenwegsoperationen

Der Zugang zu diesen Operationen erfolgt über einen Schnitt entlang des rechten Rippenbogens, im rechten Oberbauch oder durch Eröffnung des Bauchraumes über einen Längsschnitt in der Mittellinie. Diese Operationen werden bei allen Gallengangs-verengungen (durch chronische Entzündungen oder Tumore) notwendig. Eine weitere Indikation besteht bei den endoskopisch nicht behandelbaren Steinen in den Gallengängen. Ein hierbei heute nur noch selten durchgeführtes Operationsverfahren stellt die Gallengangsrevision dar. Der Hauptgallengang wird eröfnet, und die Steine werden geborgen. Dann wird der Gallengang mit Kontrastmittel darstellt und beurteilt. Abschließend wird ein kleiner Schlauch zur vorübergehenden Ableitung der Galle in den Gang eingelegt und dieser wieder verschlossen.

Bei allen Verengungen des Gallengangs (gutartig oder bösartig) wird der Gallengang vor dem Hindernis durchtrennt und in eine ausgeschaltete Dünndarmschlinge eingenäht (= biliodigestive Anastomose). Im Falle eines Gallengangstumors wird der kranke Anteil des Gallengangs und ggf. mitbefallenes Lebergewebe entfernt.