Bösartige (maligne) Lebertumore
 
 
In der modernen Leberchirurgie kommen Verfahren unterschiedlichen Resektionsausmaßes bei Lebertumoren zur Anwendung. Darüber hinaus konnten durch totale Hepatektomie und Lebertransplantation in der Therapie von Malignomen der Leber in ausgewählten Fällen höhere Resektionsraten erreicht werden.
 
Hepatozelluläres Karzinom
Bei den von der Leber ausgehenden bösartigen Tumoren nimmt das Leberzell-Karzinom (= HCC) mit ca. 5 Fälle pro 100.000 Einwohner jährlich die erste Stelle ein. Zu den häufigsten Ursachen dieses Karzinoms gehört eine durch Alkohol oder Viren (Hepatitis B, C) verursachte Leberzirrhose. Klinisch manifestiert sich das HCC durch einen Druckschmerz im rechten Oberbauch und Abmagerung. Im Blut fallen erhöhte Werte des Alpha-Fetoprotein (= AFP) von über 15 mg/l auf. Die bildgebende Diagnostik spielt eine zentrale Rolle bei der Erkennung des Tumors und ist für die weitere Bestimmung der Therapie entscheidend.

Die Behandlung der Wahl von primären Lebermalignomen ist die operative Entfernung unter Erhalt von möglichst viel funktionsfähigem Lebergewebe. Die Leberteilentfernung gilt als Therapie der Wahl für kleine hepatozelluläre Karzinome ohne zirrhotischen Leberumbau. Besteht bei einem Patienten mit Lebertumor gleichzeitig eine Leberzirrhose, so wirkt sich das nachteilig auf das Ergebnis einer Operation aus. In einem solchen Fall ist die Lebertransplantation das geeignetste Verfahren.

 
Cholangiozelluläres Karzinom
Das Gallengangskarzinom (= CCC) kommt mit 5% bis 30% der Fälle entsprechend seltener vor. Dieser bösartige Tumor fällt durch eine schmerzlose Gelbsucht mit tastbar vergrößerter Gallenblase erst in einem sehr späten Stadium auf. Auch hier ist die Diagnostik via Ultraschall, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) ausschlaggebend. Bei kleinen Tumoren kann eine Kombination aus Radiochemotherapie und Operation durchgeführt werden. In fortgeschrittenen Fällen wird eine Chemotherapie mit Maßnahmen zum Erhalt des Galleabflusses (z.B. Stent-Einlage) durchgeführt.
 
Metastasen
Sie werden auch "Tochtergeschwülste" eines Tumors genannt und sind die häufigsten bösartigen Raumforderungen in der Leber. Hierbei sind bösartige Tumore des Darmtraktes mit ca. 75% vertreten. Bei einer einzelnen Metastase kann der befallene Anteil der Leber mit guten Langzeitergebnissen entfernt werden.
 
 
Chirurgische Therapie
 
Es gibt verschiedenste Operationsverfahren, die je nach Grunderkrankung und Befundausdehnung eingesetzt werden. Zur Auswahl stehen die Resektionen, endoskopische, minimalinvasive Operationsverfahren und Drainageoperationen.
 
Resektionen
Unter Resektionen versteht man die operative Entfernung von Lebergewebe. Hier werden anatomische und nicht-anatomische Resektionen unterschieden. Eine anatomische Resektion bedeutet die Entfernung eines oder mehrer Lebersegmente. Hält man sich nicht an die anatomischen Grenzen, z.B. zur Gewinnung einer Leberprobe oder im Rahmen einer Tumorentfernung, spricht man von einer nicht-anatomischen Resektion.
 
Hemihepatektomie
Hier unter scheidet man eine Rechts- oder Linkshemihepatektomie. Das bedeutet, dass jeweils eine Leberhälfte entfernt wird, bei der rechtsseitigen Hemihepatektomie werden die Segmente V-VIII und bei der linksseitigen die Segmente I-IV entfernt. Beide Verfahren können auch noch um Segmente erweitert werden, dann spricht man von einer erweiterten Hemihepatektomie.
 
Endoskopische, minimal-invasive Operationen
Minimal-invasiv bedeutet, dass nur kleinste Hautschnitte erforderlich sind, um die Operation durchführen zu können. Hierdurch ist die Belastung durch die Operation äußerst gering und der Krankenhausaufenthalt entsprechend kurz. Diese Verfahren kommen z. B. bei Lebercystenoperationen und Probeentnahmen zur Diagnosesicherung zum Einsatz.
 
Drainageoperationen
Sie werden zur Entlastung und Behandlung von Leberabszessen durchgeführt, wenn die interventionellen Verfahren (Punktion unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle) nicht in Frage kommen.
 
Neben der Operation kommen folgende alternative Verfahren zur Anwendung:
 
Perkutane Alkoholinstillation (= PAI)
Dies ist eine Therapie, bei der das Karzinom mit einer Nadel punktiert und Alkohol in das Tumorgewebe gespritzt wird. Die Äthanolinjektionen in kleine hepatozelluläre Karzinome erreichen derzeit die besten Ergebnisse unter den konservativen Therapieverfahren. Eine hohe Anzahl von Behandlungen mit der Gefahr einer Tumoraussaat entlang des Injektionskanals sowie das Auftreten von Rezidiven im übrigen Lebergewebe und in Karzinomen mit intratumoralen Septen, die die Äthanoldiffusion einschränken, zeigen allerdings die Grenzen dieses Verfahrens auf. Bei fortgeschrittenem Tumorstadium ist diese Option wegen technischer Probleme und unbefriedigender Überlebenszeiten ohne Bedeutung.
 
Transarterielle Chemoembolisation (= TACE)
Bei der transarteriellen Chemoembolisation wird vom Radiologen die Arterie mit einem Katheter aufgesucht, die den Tumor versorgt. Anschließend wird über diesen Katheter ein Medikament gespritzt, welches den Tumor zum Zerfall bringen soll. Die transarterielle Chemoembolisation kleiner hepatozellulärer Karzinome, d.h. die selektive intratumorale Gefäßokklusion vorwiegend mit öligen Substanzen oder Gelatine (Lipiodol, Gelfoam) und eine lokale Anreicherung von Zytostatika (Cisplatin, Anthrazykline), wird bei ausgewählten Patienten, für die Resektion oder Transplantation keine Option darstellen, durchgeführt. In der Therapie nicht operabler hepatozellulärer Karzinome hat die TACE die weiteste Verbreitung gefunden.
 

Radiofrequenzablation (= RFA)

Die Radiofrequenzablation (= RFA) ist ein modernes Verfahren, welches den Tumor mit einer angepassten Bestrahlung im Wachstum hemmen und gleichzeitig zum Absterben bringen soll. Alle diese Alternativen haben einen bestimmten Stellenwert in der Therapie des Karzinoms, der sich vor allem nach dem Stadium des Tumors richtet. Diese Verfahren werden in einzelnen Fällen angewendet, um einen Tumor von einem inoperablen in ein operables Stadium zu überführen. Trotz vielversprechender Ergebnisse, stellt die Operation derzeit die einzige potenziell kurative Therapieoption dar.