Proktologie
 
Zu den häufigsten chirurgisch behandelten proktologischen Erkrankungen zählen das Hämorrhoidal-Leiden, Fisteln, Abszesse und Fissuren. Dazu gibt es einige Erkrankungen mit interdisziplinärem Behandlungskonzept wie z.B. Beckenbodeninsuffizienz (Beckenbodensenkung), Rektumprolaps (Enddarm-Vorfall), Rektozele (Aussackung des Enddarms) und das sog. obstruktive Defäkations-Syndrom (ODS = chronische Stuhlentleerungsstörung).
 
Hämorrhoidal-Leiden
Bei den Hämorrhoiden - oder genauer dem Plexus hämorrhoidalis – handelt es sich um ein Geflecht von kleinen Blutgefäßen im Analkanal, das sich je nach Durchblutung und Füllungszustand ausdehnen kann und als Schwellkörper (Corpus cavernosus recti) dem Schließmuskel aufliegt und somit den Analkanal abdichtet. Somit liefern die Hämorrhoiden einen wichtigen Beitrag zur Kontinenzfunktion.
 
Beim Hämorrhoidal-Leiden kommt es zu einer Vergrößerung, zum Tiefertreten und ggf. auch zum Vorfall (Prolaps) der Hämorrhoiden. Dabei zeigen sich die vergrößerten Hämorrhoiden typischerweise an drei Lokalisationen im Analkanal (bei 3,7 und 11 Uhr in Steinschnittlage). Typische Symptome des Hämorrhoidal-Leidens sind – je nach Stadium der Erkrankung – Blutungen beim Stuhlgang, Druckgefühl, Juckreiz und Nässen.
Ab einem bestimmten Stadium hilft nur noch eine chirurgische Therapie. Vergrößerte Hämorrhoiden an einer einzelnen Lokalisation können direkt in Kurznarkose entfernt werden (Operation nach Parks). Bei mehr als einer Lokalisation wird die sog. Stapler-Hämorrhoidopexie (sog. Longo-Operation) durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine minimal-invasive und schmerzarme Operations-Methode, bei der mit einem Klammernahtgerät (= Stapler) die Enddarmschleimhaut oberhalb der Hämorrhoiden gerafft wird. Dadurch werden die vorgefallen Hämorrhoiden an ihren ursprünglichen Ort zurückverlagert. Zusätzlich erfolgt eine teilweise Unterbrechung der Blutzufuhr, was ein Abschwellen der Hämorrhoiden bewirkt.
 
Anorektale Fisteln und Abszesse
Bei anorektalen Abszessen handelt es sich um Eiteransammlungen im Afterbereich, die als schmerzhafte, gerötete Schwellungen in Erscheinung treten – häufig begleitet von allgemeinem Krankheitsgefühl und Fieber. Die notwendige Therapie ist hier immer die sofortige chirurgische Entlastung des Abszesses durch eine Inzision und Einleitung einer offenen Wundbehandlung. Dieses erfolgt sofort nach Diagnosestellung – also unter Umständen auch nachts.
Im chronischen Stadium bilden sich häufig Fisteln aus. Das sind gangartige Strukturen, die im After- und Enddarmbereich zwischen den Anteilen des Schließmuskels verlaufen und in der Regel Fistelöffnungen an der Haut des Afters haben, aus denen Flüssigkeit abgesondert wird (Sekretion). Zur Behandlung gibt es vielfältige Behandlungskonzepte, wie z.B. die Fadendrainage oder das Herausschneiden der Fistel.
 
Obstruktives Defäkations-Syndrom (ODS)
Beim obstruktiven Defäkations-Syndrom (ODS) handelt es sich um ein sehr häufiges Krankheitsbild, das durch eine chronische Obstipation (Verstopfung) gekennzeichnet ist. Typische Symptome - neben der Verstopfung - sind starkes Pressen, harter Stuhlgang, das Gefühl der unvollständigen Entleerung sowie manuelle Unterstützung beim Stuhlgang.
Die Ursachen dieses Erkrankungsbildes sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch treten häufig weitere Krankheitsbilder zeitgleich in Erscheinung, wie z.B. die Beckenbodeninsuffizienz (Beckenbodensenkung), ein Rektumprolaps (Enddarm-Vorfall) oder eine Rektozele (Aussackung des Enddarms). Zusammen bewirken diese Veränderungen eine eingeschränkte, zeitlich verzögerte und unvollständige Stuhlentleerung (Defäkation).
Diese Form der Obstipation muss jedoch von einer globalen Transportstörung des gesamten Darmes (engl. slow transit constipation) unterschieden werden.
Die chirurgischen Therapiemöglichkeiten sind vielfältig und werden individuell für jeden Patienten – je nach vorliegender krankhafter Veränderung – ausgewählt. Zu den gängigen Operationsverfahren gehören die Rektopexie (Anheftung des Enddarms am Kreuzbein), die häufig in Kombination mit einer Sigmaresektion (Entfernung des weiter oben gelegenen Dickdarmanteils) durchgeführt wird. Weiterhin gibt es die Möglichkeit einer Beckenbodenplastik. Für bestimmte Fälle eignen sich auch minimal-invasive Verfahren wie die STARR-Operation (engl. Stapled transanal rectal resection). Bei diesem Verfahren wird eine Enddarmteilentfernung mit einem Klammernahtgerät (Stapler) durchgeführt, das ähnlich wie bei der Stapler-Hämorrhoidopexie transanal angewendet wird. Dadurch wird ein Bauchschnitt vermieden.
 
Proktologie-Sprechstunde
Proktologische Fragestellungen werden gezielt in unserer proktologischen Sprechstunde besprochen. Hier können alle proktologischen Basisuntersuchungen durchgeführt werden.
Dazu gehört die Enddarmspiegelung (Proktoskopie/Rektoskopie), die Schließmuskeldruckmessung (Manometrie) sowie die endorektale Ultraschalluntersuchung (Endosonographie). Bei besonderen Fragestellungen werden im Rahmen der Proktologie-Sprechstunde weitere Untersuchungen veranlasst, wie z.B. die Magnet-Resonanz-Tomographie mit Defäkographie (MRT-Defäkographie) oder die Schließmuskel-Elektromyographie (Sphinkter-EMG).